Gestern sahen um 20.15 rund 10 Millionen Menschen, wie es unserem Chefsprecher Jan Hofer am Ende der Tagesschau schlecht wurde. Gerade war Jan hier und wirkte ziemlich fidel. Ich muss sagen, dass ich darüber sehr erleichtert bin, denn gestern Abend habe ich mir richtig große Sorgen um ihn gemacht. Und viele tausend Menschen in ganz Deutschland auch. Eine riesige Welle von Genesungswünschen zeigt, wie beliebt unser Chefsprecher ist. Und natürlich gab es ganz viele Fragen, die ich versuche, hier zu beantworten.
Heute bekam ich einen Brief von den Klassen 3 und 4 der Grundschule Bühlerzell-Geifertshofen. Darin beklagen die Schülerinnen und Schüler, dass die Tagesschau so viele schlechte Nachrichten verbreitet. „Manche von uns können deshalb nicht mehr gut schlafen“, heißt es in dem Brief. Für eine friedlichere Welt, sei es wichtig, auch über Gutes zu sprechen. „Helfen Sie uns, mit Vertrauen und Mut durch das Leben zu gehen“. Ich werde zwar häufig mit dem Wunsch nach „guten Nachrichten“ angesprochen, aber der Brief der Kinder hat mich heute doch besonders berührt. Deshalb hier der Brief und meine Antwort.
Etwa 130 Leute drängen sich gestern Abend im Saal im Köthener Schloss. Menschen, die einen Arbeitstag in den Knochen haben. Und doch nehmen sie sich die Zeit, um mit uns zu diskutieren. Denn die Tagesschau ist on Tour diesmal in der Kreisstadt in Sachsen-Anhalt. Ich fand den Abend großartig.
Morgen geht die Tagesschau wieder on Tour. In diesem Jahr haben wir diese Veranstaltungsreihe begonnen. Gestartet sind wir im Sommer in Mittweida in Mittelsachsen. Morgen diskutieren wir mit Bürgerinnen und Bürgern in Köthen in Sachsen-Anhalt. Warum machen wir das eigentlich? Will die Tagesschau jetzt rund 83 Millionen Menschen in Deutschland persönlich besuchen?
Diese Woche bekam ich Post. Lukas aus Rostock schrieb mir eine „Aufbau-Post“, in der er sich für das Engagement der Tagesschau im Bereich Factchecking bedankt. Nun kriege ich ja täglich viel Rückmeldung unseres Publikums, aber diese Nachricht war etwas Besonderes – auch als Feedback zu einem ganz besonderen Projekt der Tagesschau.
Einer der beiden Wahlsieger ist wieder einmal die Partei der Grünen. Sie erhält nicht nur ihr bestes hessisches Wahlergebnis, sie avanciert auch zur stärksten Kraft in den hessischen Großstädten mit vermutlich am Ende um die 27 Prozent, die sie in den Großstädten holt. Die Partei hat ein eher junges Wählerprofil. Die stärksten Anteile holt sie bei den 18- bis 24-Jährigen mit rund 26 Prozent. Nur bei den über 70-Jährigen spielt sie mit 11 Prozent Wähleranteil eine geringe Rolle. Wie schon in Bayern binden die Grünen die höher Gebildeten und sind dafür bei den Menschen mit einfacher Bildung eher schwach.
Besonders grundlegend sind die Probleme bei der SPD. Hier setzt sich fort, was wir bei früheren Wahlen schon beobachtet haben. Die Kompetenz auf dem Feld der sozialen Gerechtigkeit geht weiter zurück. Aus Sicht der hessischen Wähler ist nun die Linke die Partei, die sich am stärksten um den sozialen Ausgleich bemüht (49 Prozent), und nicht mehr die SPD (43 Prozent). Die Wähler vermissen zu 79 Prozent ein zentrales Thema, mit dem die SPD die Menschen begeistern kann. Sie wissen zu fast zwei Dritteln nicht mehr „wofür sie eigentlich steht“ und wünschen sich deshalb mehrheitlich (63 Prozent), dass die SPD die Regierung in Berlin verlässt und sich in der Opposition erneuert.
An diesem Wahlsonntag steht „Landtagswahl“ dran, aber es ist vor allem Bundespolitik drin. Selten hat sich bei den Wahlen der letzten Jahre durch den Wahlkampf hinweg die bundespolitische Stimmung derart durchgesetzt wie jetzt in Hessen. Umfragekurven auf Bundes- und Landesebene verlaufen seit Jahresbeginn weitgehend parallel. Allein der Landes-CDU scheint es auf der Schlussgeraden gelungen zu sein sich vom Abwärtstrend abzusetzen und die Stimmung zu drehen. Letztlich bedeutet das aber auch nur, dass die Verluste nicht ganz so dramatisch ausfallen wie zeitweise befürchtet.
Dass die SPD in einem westlichen Bundesland mal um die Zweistelligkeit ringen würde, war noch bis vor kurzem unvorstellbar. Ihr bisher historisch schlechtestes Ergebnis in der Bundesrepublik überhaupt, hat sie 2004 in Sachsen mit 9,8 Prozent erzielt. Gut möglich, dass sie heute Abend in Bayern auch dort landet.
Natürlich haben die Grünen davon profitiert, dass vielen CSU-Anhängern die Flüchtlingspolitik zu wenig christlich und der Ton gegen Fremde zu hart war. Tatsächlich gründet ihr Erfolg aber auf einem großen Thema – dem Natur- und Umweltschutz. Mehr als zwei Drittel der Wähler messen den Grünen auf diesem Feld die wichtigste Kompetenz bei. 66 Prozent bei der Umwelt- und Klimapolitik, 69 Prozent beim Naturschutz. Und das ist ein Thema, das vor allem in den ländlichen Regionen Bayerns eine große Rolle spielt. So erreichen die Grünen selbst in ländlichen Gemeinden eine Verdoppelung ihres bisherigen Ergebnisses und kommen nach gegenwärtigem Stand der Wahltagsbefragung auf 15 Prozent, in Kleinstädten auf 17, in Mittelstädten auf 19 und in Großstädten sogar auf 27 Prozent. Hier sind die Zuwächse am deutlichsten, in München sind die Grünen die stärkste Partei.