Heute war mein letzter Arbeitstag bei ARD-aktuell. Nach 16 Jahren verlasse ich die Redaktion, die ich das Glück und die Ehre hatte, 16 Jahre lang leiten zu dürfen. Ich hatte richtig Schiss vor diesem Tag. Denn es fällt mir emotional ganz, ganz schwer.
Normalerweise sind wir mit Serien in den Tagesthemen sehr zurückhaltend. In der Regel startet man euphorisch, doch dann kommt die erste breaking-news-Situation und wir schmeißen die Planungen über Bord.
Mit der Serie #lösungsfinder war es anders. Trotz vieler sogenannter „aktueller Nachrichtenlagen“.
Die anfängliche Skepsis ist gewichen und stattdessen herrschte rückblickend auf die vergangenen zwei Wochen große Zufriedenheit. Natürlich mit den Beiträgen und auch der Resonanz auf die Reportagen.
Viele haben uns ermutigt, weitere Lösungsfinder zu suchen.
Und auch wir haben etwas gelernt:
Dass man als Unternehmen, das Seife spendet, steuerlich schlechter gestellt wird als wenn man die Seife wegschmeißt.
Dass man aus drei Geschossen mit geringem Aufwand durchaus fünf Geschosse machen kann.
Dass bei Hebammenmangel eine GmbH die Lösung sein kann.
Für die Tagesthemen war es ein Experiment. „Solutionsjournalism“ heißt der Trend, der derzeit vor allem in den USA an Fahrt aufnimmt. Ziel ist es, für ein gesellschaftlich relevantes Problem eine Lösung zu finden, die es bereits gibt und die sich bewährt hat. Also keinen theoretischen Plan, keine Idee, sondern Praxis. Es geht nicht darum, die Welt rosarot zu malen, sondern auch die Nachteile einer Lösung aufzuzeigen. Lösungsorientierter Journalismus verlangt viel Recherche, um nicht in eine PR-Falle zu laufen.
Wir haben nach Antworten gesucht und ganz respektable gefunden. Wer noch einmal schauen will, kann das hier bei tagesschau.de/loesungsfinder
Oder heute Abend in den Tagesthemen, 22.15 Uhr, im Ersten.
Vor allem haben wir uns über die Kommentare gefreut, die über unsere Social-Media-Kanäle kamen. „Cool. Besser als immer nur rummeckern.“ Oder: „Tolle Idee von Euch!“.
Wir finden, dass die Sendungen gewonnen haben, weil wir nicht nur über Missstände und Skandale berichtet haben, sondern auch über Lösungen. Denn auch die gehören zu unserem Alltag. Wir wollen das ganze Bild zeigen.
Deshalb werden wir die Serie fortsetzen. Mindestens einmal im Monat wollen wir Lösungen zeigen, die bisher ohne große Aufmerksamkeit ausgekommen sind. Aber genau auf diese wollen wir künftig häufiger unsere Scheinwerfer richten.
Gestern sahen um 20.15 rund 10 Millionen Menschen, wie es unserem Chefsprecher Jan Hofer am Ende der Tagesschau schlecht wurde. Gerade war Jan hier und wirkte ziemlich fidel. Ich muss sagen, dass ich darüber sehr erleichtert bin, denn gestern Abend habe ich mir richtig große Sorgen um ihn gemacht. Und viele tausend Menschen in ganz Deutschland auch. Eine riesige Welle von Genesungswünschen zeigt, wie beliebt unser Chefsprecher ist. Und natürlich gab es ganz viele Fragen, die ich versuche, hier zu beantworten.
Heute bekam ich einen Brief von den Klassen 3 und 4 der Grundschule Bühlerzell-Geifertshofen. Darin beklagen die Schülerinnen und Schüler, dass die Tagesschau so viele schlechte Nachrichten verbreitet. „Manche von uns können deshalb nicht mehr gut schlafen“, heißt es in dem Brief. Für eine friedlichere Welt, sei es wichtig, auch über Gutes zu sprechen. „Helfen Sie uns, mit Vertrauen und Mut durch das Leben zu gehen“. Ich werde zwar häufig mit dem Wunsch nach „guten Nachrichten“ angesprochen, aber der Brief der Kinder hat mich heute doch besonders berührt. Deshalb hier der Brief und meine Antwort.
Etwa 130 Leute drängen sich gestern Abend im Saal im Köthener Schloss. Menschen, die einen Arbeitstag in den Knochen haben. Und doch nehmen sie sich die Zeit, um mit uns zu diskutieren. Denn die Tagesschau ist on Tour diesmal in der Kreisstadt in Sachsen-Anhalt. Ich fand den Abend großartig.
Morgen geht die Tagesschau wieder on Tour. In diesem Jahr haben wir diese Veranstaltungsreihe begonnen. Gestartet sind wir im Sommer in Mittweida in Mittelsachsen. Morgen diskutieren wir mit Bürgerinnen und Bürgern in Köthen in Sachsen-Anhalt. Warum machen wir das eigentlich? Will die Tagesschau jetzt rund 83 Millionen Menschen in Deutschland persönlich besuchen?
Diese Woche bekam ich Post. Lukas aus Rostock schrieb mir eine „Aufbau-Post“, in der er sich für das Engagement der Tagesschau im Bereich Factchecking bedankt. Nun kriege ich ja täglich viel Rückmeldung unseres Publikums, aber diese Nachricht war etwas Besonderes – auch als Feedback zu einem ganz besonderen Projekt der Tagesschau.
Uns erreichen auf verschiedenen Wegen Publikumsreaktionen, die nicht nachvollziehen können, warum wir über die tödliche Attacke auf einen Arzt in Offenburg nicht in der Tagesschau berichtet haben. Für all diejenigen, die es nicht erfahren haben: Ein somalischer Asylbewerber hat offenbar in Offenburg einen 51-jährigen Hausarzt aus ungeklärten Motiven mit einem Messer erstochen. Warum hatten wir das nicht in der Hauptausgabe der Tagesschau?