Heute war mein letzter Arbeitstag bei ARD-aktuell. Nach 16 Jahren verlasse ich die Redaktion, die ich das Glück und die Ehre hatte, 16 Jahre lang leiten zu dürfen. Ich hatte richtig Schiss vor diesem Tag. Denn es fällt mir emotional ganz, ganz schwer.
Gestern sahen um 20.15 rund 10 Millionen Menschen, wie es unserem Chefsprecher Jan Hofer am Ende der Tagesschau schlecht wurde. Gerade war Jan hier und wirkte ziemlich fidel. Ich muss sagen, dass ich darüber sehr erleichtert bin, denn gestern Abend habe ich mir richtig große Sorgen um ihn gemacht. Und viele tausend Menschen in ganz Deutschland auch. Eine riesige Welle von Genesungswünschen zeigt, wie beliebt unser Chefsprecher ist. Und natürlich gab es ganz viele Fragen, die ich versuche, hier zu beantworten.
Heute bekam ich einen Brief von den Klassen 3 und 4 der Grundschule Bühlerzell-Geifertshofen. Darin beklagen die Schülerinnen und Schüler, dass die Tagesschau so viele schlechte Nachrichten verbreitet. „Manche von uns können deshalb nicht mehr gut schlafen“, heißt es in dem Brief. Für eine friedlichere Welt, sei es wichtig, auch über Gutes zu sprechen. „Helfen Sie uns, mit Vertrauen und Mut durch das Leben zu gehen“. Ich werde zwar häufig mit dem Wunsch nach „guten Nachrichten“ angesprochen, aber der Brief der Kinder hat mich heute doch besonders berührt. Deshalb hier der Brief und meine Antwort.
Etwa 130 Leute drängen sich gestern Abend im Saal im Köthener Schloss. Menschen, die einen Arbeitstag in den Knochen haben. Und doch nehmen sie sich die Zeit, um mit uns zu diskutieren. Denn die Tagesschau ist on Tour diesmal in der Kreisstadt in Sachsen-Anhalt. Ich fand den Abend großartig.
Morgen geht die Tagesschau wieder on Tour. In diesem Jahr haben wir diese Veranstaltungsreihe begonnen. Gestartet sind wir im Sommer in Mittweida in Mittelsachsen. Morgen diskutieren wir mit Bürgerinnen und Bürgern in Köthen in Sachsen-Anhalt. Warum machen wir das eigentlich? Will die Tagesschau jetzt rund 83 Millionen Menschen in Deutschland persönlich besuchen?
Diese Woche bekam ich Post. Lukas aus Rostock schrieb mir eine „Aufbau-Post“, in der er sich für das Engagement der Tagesschau im Bereich Factchecking bedankt. Nun kriege ich ja täglich viel Rückmeldung unseres Publikums, aber diese Nachricht war etwas Besonderes – auch als Feedback zu einem ganz besonderen Projekt der Tagesschau.
Gestern Abend war ich bei einer Podiumsdiskussion in Dresden zum Thema „Medien und Meinung“. Das Besondere daran: Es handelte sich um eine Parteiveranstaltung. Eingeladen hatte der Kreisverband Dresden der AfD. Soll ein Tagesschau-Chefredakteur da überhaupt hingehen? So mancher hatte mich gefragt, warum ich das tue.
Uns erreichen auf verschiedenen Wegen Publikumsreaktionen, die nicht nachvollziehen können, warum wir über die tödliche Attacke auf einen Arzt in Offenburg nicht in der Tagesschau berichtet haben. Für all diejenigen, die es nicht erfahren haben: Ein somalischer Asylbewerber hat offenbar in Offenburg einen 51-jährigen Hausarzt aus ungeklärten Motiven mit einem Messer erstochen. Warum hatten wir das nicht in der Hauptausgabe der Tagesschau?