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ARD-aktuell

27. Oktober 2019

Die Linke: Erfolgsfaktor Ramelow

So unverständlich für viele das Ergebnis als Gesamtkunstwerk sein mag, so klar lassen sich doch die einzelnen Entwicklungen erklären. Der Erfolg der Linken ist uneingeschränkt ein Sieg für Bodo Ramelow. Dafür gibt es viele Indizien.

Das Linken-Ergebnis in Thüringen ist gegen jeden Trend. In Brandenburg und Sachsen hatte die Partei noch jeweils um die acht Punkte verloren, in Thüringen legt sie nun leicht zu. Und das nicht, weil hier eine Linken-Hochburg wäre – dann hätten ja bei der Europawahl vor einigen Monaten mehr als magere 13,8 Prozent für die Linke heraus kommen müssen. Nein, weil Bodo Ramelow ein Ministerpräsident ist, den 70 Prozent der Befragten positiv bewerten. Darunter auch mehr als die Hälfte der CDU-Anhänger. Der Linken gelingt zudem in Thüringen, was sie in dieser Deutlichkeit in Brandenburg und Sachsen nicht geschafft hat: Sie gilt als Vertreterin für ostdeutsche Interessen. Das macht sie vor allem für die älteren Wähler attraktiv. Bei der Hälfte der Wähler, die um die 60 Jahre alt sind oder noch älter sind, erreicht sie Werte von über 40 Prozent. Das schafft sie, weil Bodo Ramelow als jemand gilt, der sich mehr als andere Politiker dafür interessiert, was Bürger denken (56 Prozent der Thüringer sehen das so). Seine Personenwerte hat er von 2004 an kontinuierlich gesteigert, so dass er bei dieser Wahl einen Kandidatenfaktor von 38 Prozent erreicht. Das bedeutet 38 Prozent der Linken-Wähler geben an, ihre Entscheidung wegen ihm getroffen zu haben. Das ist absolut vergleichbar mit Kretschmann und den Grünen in Baden-Württemberg. In beiden Ländern haben wir es mit Parteien zu tun, die zwar eher mittelgroß als klein sind, die aber aus eigener Kraft niemals den Status der stärksten Fraktion erringen könnten. Ramelow wie Kretschmann haben über Jahre Popularität aufgebaut und bekommen dafür vor allem im konservativen Lager Anerkennung, unter CDU-Wählern also.

 

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