Heute ist Wilhelm Wieben gestorben. In allen Tagesschau-Ausgaben haben wir diesen ganz besonderen Menschen gewürdigt, in der 20Uhr mit einem ausführlichen Nachruf. Der Tod eines Sprechers – eine Nachricht in der Tagesschau?
Als ich im Jahr 2003 bei der Tagesschau anfing, war Wilhelm Wieben schon seit 5 Jahren im Ruhestand. Ich habe ihn mehrmals getroffen, etwa bei den sogenannten Sprecher-Essen, die es früher gab. Ich erinnere mich genau, wie ich dann als junger Chefredakteur respektvoll vor diesem Grandseigneur der Tagesschau stand, geradezu ehrfürchtig, weil er auch mein Leben 25 Jahre lang begleitet hat und bei mir den Status einer Autorität erlangte. Bei unseren Treffen wirkte er nicht altväterlich oder gar arrogant, sondern immer korrekt, verbindlich, zugewandt. Einfach Wilhelm. So sprachen alle immer nur von „Wilhelm“ und jeder wusste, wen man meinte.
Der Name Wilhelm steht für mehr als für 25 Jahre Sprechertätigkeit. Er steht für eine Haltung. Für die Präzision der Sprache, für Neutralität in Präsentation und für Akkuratesse im Erscheinungsbild. Wunderbar war sein Auftritt im Jahre 2012, als wir 60 Jahre Tagesschau feierten. Im Gespräch mit Dagmar faszinierte er das Publikum mit einem Auftritt, als wäre er nie weg vom Bildschirm gewesen. Kaum jemand konnte das „R“ mit solcher Klarheit aussprechen, eine Perfektion der Aussprache, die aber niemals manieriert wirkte. Sicher fiel es Susanne Daubner heute nicht leicht, diesen Text zu lesen. Mit ihrer Präsentation wäre Wilhelm wohl zufrieden gewesen. Und den Nachruf in der Tagesschau hat er einfach verdient.
Wilhelm war ein Teil der großen Tagesschau-Familie. Und er wird es immer bleiben.
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