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ARD-aktuell

13. Dezember 2018

Danke, Köthen!

Etwa 130 Leute drängen sich gestern Abend im Saal im Köthener Schloss. Menschen, die einen Arbeitstag in den Knochen haben. Und doch nehmen sie sich die Zeit, um mit uns zu diskutieren. Denn die Tagesschau ist on Tour diesmal in der Kreisstadt in Sachsen-Anhalt. Ich fand den Abend großartig.

Es geht ohne große Vorrede gleich zur Sache. Auf die Frage, wie die Menschen die Berichterstattung über den Tod des jungen Kötheners im September empfunden haben, bricht es aus den Leuten heraus. Das Urteil über die Tagesschau ist differenziert, überwiegend positiv. Und dann kommen die Köthener untereinander ins Gespräch. Ich spüre, dass das Trauma dieses Sommers noch nicht verarbeitet ist. Doch die Tonlage in der Diskussion zeigt mir, dass in Köthen offenbar etwas anders gelaufen ist. Es geht kontrovers, aber respektvoll zu, man hört sich zu, lässt sich ausreden, so dass Jugendpfarrer Martin Olejnicki, der den Abend moderiert, kaum eingreifen muss.

Köthen hat nach der Attacke durch zwei afghanische Flüchtlinge und den Tod des jungen Kötheners sehr schnell Foren, Begegnungen und Veranstaltungen initiiert, bei denen die Bürgerinnen und Bürger über ihre Trauer, Wut und Angst sprechen konnten. Die Stadt hat auf diese Weise eine Instrumentalisierung des Vorfalls durch politische Gruppierungen gar nicht erst zugelassen. „Warum habt ihr darüber nicht stärker in der Tagesschau berichtet“ war eine immer wiederkehrende Frage. Erst dabei merke ich, dass diese Strategie etwas Besonderes war und tatsächlich noch etwas mehr Aufmerksamkeit von uns verdient gehabt hätte.

An diesem Abend wird immer wieder deutlich, dass die Menschen ganz großen Wert auf unabhängige Medien legen und deshalb an uns Öffentlich-Rechtliche besondere Erwartungen haben. Die Diskussion über Nachrichtenauswahl ist hilfreich für uns und zwingt uns immer wieder, die eigene Arbeit zu reflektieren. Ich bin froh, dass wir uns für Köthen entschieden haben. Wir haben tolle Leute kennengelernt. Die Stadtverwaltung und der Oberbürgermeister haben uns sehr unterstützt. Und wo ich jetzt wieder im Hamburger Büro sitze, denke ich – danke Köthen.

24 Kommentare

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1: ARD-Fan:

13. Dezember 2018 um 17:31 Uhr

Das klingt alles sehr schön; besser als die Veranstaltung der AfD (zu der Sie ehrenvollerweise erschienen sind, die aber letztlich die AfD-Leute für sich instrumentalisiert haben und mit denen man, fürchte ich, letztlich in großen Teilen auch nicht mehr reden kann). Nur frage ich mich: Wer war an dem Abend in Köthen anwesend? Waren das ohnehin die Leute, die die ARD und das Öffentlich-rechtliche grundsätzlich schätzen? Und sind die anderen von vornherein fortgeblieben? Oder war das ein repräsentatives Stimmungsbild?

2: space:

13. Dezember 2018 um 17:47 Uhr

Heute morgen in der ARD stand:
"Dialog mit den Bürgern: Nach den rechtsextremen Vorfällen in Köthen"

Wie bitte? Da waren Migranten die Täter, ein Deutscher starb. Wäre das alles andersrum gelaufen, würde man dann von "migrantenextremistischen Vorfällen" reden? Nein, natürlich nicht. Man würde über das Opfer reden, und jeder würde seinen Namen kennen. Kein Besuch in Köthen kann davon ablenken dass die ARD extrem mit zweierlei Maß misst.

3: Walther:

13. Dezember 2018 um 18:03 Uhr

Das sind Nachrichten die ich gerne lese.
Das Volk !
…ist doch vernünftiger als ich dachte.
Die Menschen reden miteinander, das ist das wichtigste.
Grüße nach Köthen aus Niedersachsen.

4: Micha:

13. Dezember 2018 um 18:07 Uhr

Tja, Köthen ist eben nicht Chemnitz und Sachsen-Anhalt nicht Sachsen 😉

5: HL:

13. Dezember 2018 um 18:15 Uhr

@2: Die Gegensatzpaare sind – um Ihre Begriffe aufzugreifen – rechtsextremistisch/linksextremistisch bzw.deutschextremistisch/migrantenextremistisch.

Wenn ein Migrant von einem Deutschen ermordet worden wäre, würden Sie denn dann von deutschextremistisch reden? Das müssten Sie doch dann eigentlich tun.

Ihre Schlussfolgerung, dass die ARD da mit zweierlei Maß misst, ist so zumindest nicht begründbar.

VG, HL

6: Kritikunerwünscht:

13. Dezember 2018 um 18:46 Uhr

Es wird immer nur reflektiert, was nach Straftaten passiert, aber nie, was diese auslöste.
Man kann immer nur wieder von bösen Deutschen und guten Migranten und noch viel Besseren Flüchtlingen lesen. Wieso sieht dann die STatistik der Polizei so sehr anders aus, wieso sind die Gefängnisse in Deutschland, Schweden und vielen anderen EU-Staaten überfüllt mit Straftätern, die als Flüchtlinge oder Migranten ins Land kamen. Warum wird darüber nicht gesprochen. Wie lange will man den eigenen Bürgern – den Steuer- und Beitragszahlern – noch Sand in die Augen streuen.

7: Veit Stoss:

13. Dezember 2018 um 18:55 Uhr

Mal ne andre Frage:
Was sagt denn der Chef dazu, dass in den Kommentaren von tagesschau.de immer mehr Personen/Kommentatoren auftauchen, die die Meinungsfreiheit durch Verunglimpfen und Niedermachen und Beschimpfen und Beleidigen von Disputanten, die nicht linentreu diskutieren, ad absurdum führen? Das ist nachweisbar.
Wenn das so trollig weitergeht, sollte Tagesschau.de die Kommentarfunktion gänzlich einstellen.

8: space:

13. Dezember 2018 um 19:27 Uhr

@5: HL:

Dann eben der Vergleich mit den Begriffen ausländerfeindlich/inländerfeindlich.
Dass da mit zweierlei Maß gemessen wird, ist mehr als offensichtlich. Den Inhalt meines Arguments haben Sie nicht widerlegt.

9: r0lt0:

13. Dezember 2018 um 19:50 Uhr

So viel Vergebung. Ja nicht den Ruf nach Gerechtigkeit aufkommen lassen. Keine Antworten auf die Frage, warum Leute, die hier Asyl beantragen, Integrationsmassnahmen in Anspruch nehmen, zu Mördern werden. Die Tagesschau kommt als "unparteiischer" Beobachter zur Stipvisite. Die bequemste Position eines Journalisten, der nichts sagen will, weil er nichts zu sagen hat. Weil er ja die Deckung seiner abgehobenen Weltsicht verlassen müsste.

10: Fair Ness:

13. Dezember 2018 um 20:33 Uhr

@2/space: Nein, nicht "zweierlei Maß"; lediglich die Umsetzung von sog. "ethischen Standards der Berichterstattung", die sich z. B. auch im Punkt 33c des UN-Migrationspaktes finden. Das, was Sie als "andersrum gelaufen" bezeichnen, betrifft jene Ereignisse (sofern diese in Deutschland überhaupt existieren?), die für die bundesweite Berichterstattung nur von marginalem bzw. von "lokalem Interesse" sind. Es sei denn, dass sich im weiteren Verlauf (oder im Umfeld) jener Ereignisse fremdenfeindliche Aktivitäten verorten lassen; dann wird die gleiche Meldung in der Regel zur "Eilmeldung!". Sie können sich also beruhigen: es gibt in Deutschland schlichtweg kein "anders rum"-Aggressionspotential; im "Faktenfinder" werden sie regelmäßig entsprechende, durch handfeste Statistiken manifestierte, Bestätigungen nachlesen können. Merke: Alternativberichte sollen nur unsere freiheitlich-demokratischen Grundwerte torpedieren oder aber dieselben entstammen dem ultrarechtsnationalistischen Ungeist.

11: crumble:

13. Dezember 2018 um 20:53 Uhr

@Veit Stoss

Sie haben die Kommentarfunktion doch bereits praktisch schon eingestellt. Es lassen sich doch kaum noch Artikel kommentieren.

Sie ganz abzustellen wäre eh besser. Es bleiben dann halt viele weg, die nur noch die Überschriften und Kommentare lesen. Dafür scheint die TS dann in einem wesentlich besseren Licht. Meine Erklärungen wer wann wen wie oft Beleidigen darf, enden meistens nicht gut für die TS. Das was bei mir ankommt, kann ich mir nur zu einem sehr kleinen Teil mit technischen Gegebenheiten erklären.

12: Bambauer:

13. Dezember 2018 um 20:56 Uhr

Ich denke nicht, dass die tagesschau wirklichen Widerspruch zulaesst.

Ausserdem kann man mit Leuten, die man dafuer bezahlt, dass sie einen belehren nicht auf Augenhoehe diskutieren. Man verkommt immer zum Bittsteller.

13: meta1960:

13. Dezember 2018 um 22:10 Uhr

@2 u. @9
Es ist schlimm und traurig, dass in Köthen ein junger Mann zu Tode kam. Aber es war kein Mord, sondern es geht um Körperverletzung mit Todesfolge. Der junge Deutsche starb, weil er einen Herzfehler hatte. Das entschuldigt nicht die Körperverletzung, doch man sollte bei der Wahrheit bleiben. Danach kam es in Köthen zu rechtsextremen Ausschreitungen. Ich habe Videos davon gesehen – das war wirklich heftig und unangemessen.

14: Dr.Experte:

13. Dezember 2018 um 22:24 Uhr

@Bambauer:
Erklären sie dem Elektriker/Klempner/Maurer auch seinen Job? Da sind sie auch wenn sie ihn bezahlen immer "Bittsteller" nach dem Motto "ich hätte aber gerne…". Und in der Regel sind sie gut beraten zuzuhören, wenn der Experte ihnen sagt "das geht so aber nicht"

15: HL:

14. Dezember 2018 um 00:18 Uhr

@8: Sie merken aber schon, dass Sie jetzt von der Kategorisierung einer Gruppe ("migrantenextremistisch") zur Benennung einer Gesinnung ("ausländerfeindlich/inländerfeindlich") gewechselt sind?!
Wenn Sie das selbst auch so sehen und nicht nur Ihr Urteil aufrecht erhalten wollen, würde mich das freuen – wenn nicht, fände ich es schade, dass Sie an der pauschalen Verurteilung einer Bevölkerungsgruppe festhalten.
VG, HL

16: xx:

14. Dezember 2018 um 00:27 Uhr

Nach meiner Erfahrung gibt es bei der Tagesschau keine offene Diskussion tatsächlicher Probleme bei der Integration sondern nur vorgefertigte Denk- und Argumentationsschablonen, mit denen Menschen, die Auwirkungen einer verfehlten Einwanderungspolitik erleben, mit ihren Erfahrungen nicht ernst genommen werden.

17: Karl Heinz:

14. Dezember 2018 um 00:50 Uhr

Auf einer ARD-Seite kann man die täglich die jeweils gestrigen Einschaltquoten im TV sehen. Auf dieser Deite steht für den 12.12.2018, also gestern folgendes:
Tagesschau 20:00 Uhr, 0:18 min, 5,41 Millionen Zuschauer = 18,8 %.
Auf der Tagesschau-Hauptseite steht irgendwo unten, dass sich die Tagesschau bei den 10.52 Millionen und damit bei 36,5% Zuschauern bedankt, die am 12.12.2018 um 20:00 Uhr die Tagesschau gesehen haben!?
Wir kommt diese Diskrepanz zustande?
Zumal sie fast 50% beträgt!?
Mal abgesehen von den Programmbeschwerden gegen mehrere ARD-Anstalten, die auf tagesschau.de nie erwähnt werden, sollten Sie vielleicht mal darüber reden.
Das könnte der Glaubwürdigkeit der Tagesschau helfen.
Vielleicht!

18: Mark-Oh:

14. Dezember 2018 um 05:40 Uhr

@Karl Heinz, das wird daran liegen, dass die Zahlen auf tagesschau.de "alle" tagesschauen auf allen Sendern zählt (also auch auf den Dritten) und bei TV-Einschaltquoten nur die vom Ersten. Daher die Diskrepanz.
Und Programmbeschwerden sind wirklich keine Nachrichten, die auf einer Nachrichtenseite veröffentlicht werden sollten.
Ich habe den Eindruck, dass die Glaubwürdigkeit der Tagesschau durch solche Nebenschauplätze nur von Leuten in Frage gestellt wird, die sich nicht wirklich mit Nachrichten auseinander setzen.

Die Tagesschau sollte viel mehr über klassisches Framing nachdenken. Übernahmen aus Politik wie "Gute-Kita-Gesetz" oder 'VW will in Zukunft investieren' oder Tweets von Politikern in Meldungen einbinden, ohne dass sie einen eigenen Nachrichtenwert haben (AKK zum 219a-Kompromiss zB) – diese Dinge sind tatsächlich glaubwürdigkeitsgefährdend, weil sie unterschwellig laufen. Ansonsten Top-Angebot. Danke.

19: Panzer Hans:

14. Dezember 2018 um 07:30 Uhr

Gottgleich
Also Herrn Gniffke zu kritisieren halte ich für
wenig hilfreich.
Er ist derjenige der Deutschland etwas von seiner
Würde zurück geben kann.

20: Bianka:

14. Dezember 2018 um 08:04 Uhr

Was mich wirklich sehr freut, ist die zunehmend sachliche Kommentierung. Es freut mich, dass offensichtlich immer mehr Menschen bereit sind, ihrem gemäßigteren Standpunkt Ausdruck zu verleihen. Auch gefällt mir, dass Kommentare, die alle Regeln eines vernünftigen Umganges missachten, gelöscht werden. Was passiert, wenn dies nicht gemacht wird, kann man sehen, wenn bei Livestreams kommentiert wird. Es ist einfach unterirdisch. Dann freue ich mich, wenn jemand bereit ist, die Schimpfenden und Beleidigenden darauf hinzuweisen, ihren Ton zu mäßigen. Und zum Teil funktioniert das auch. Also weiter so. Zeigt Stimme und Gesicht, um das Internet zu zivilisieren. Danke!

21: Kommentator2000:

14. Dezember 2018 um 08:38 Uhr

Dr. Kai Gniffke fällt in letzter Zeit häufig, durch Reflexion der Berichterstattung der ARD und Dialog mit Bürgern, positiv auf. Schade ist nur, dass er es nicht ernst meint. Es mag sinnvoll sein, dass er keine Schwächen offen legt, da zu befürchten ist, dass Unzufriedene oder Hetzer dies für sich nutzen. Jedoch vermittelt er damit das Bild einer Unterordnung der Bürger unter die achso korrekten Journalisten. Desweiteren ist mir seine Bewertung dieses Dialogs zu positiv, da die angedeutete Reflexion nicht stattfindet. Über die in vielen Artikeln klare Blattmeinung der Tagesschau verliert er kein Wort. Man habe alles richtig gemacht und müsse es den Bürger nur vermitteln. Das dachte die SPD auch und man sieht was das für die deutsche Sozialdemokratie bedeutet hat. Erinnern sie sich an die Ukraine-Krise, und die Flüchtlingskrise. Bei letzterer war es besonders deutlich, dass man verschwiegen hat , dass die Aquarius die Flüchtlinge zum nächsten vor Havarie sicheren Festland bringen muss.

22: Ich:

14. Dezember 2018 um 10:11 Uhr

Nicht alle sind gleich, ich würde mir mehr solcher Aktionen von Rundfunk und Presse wünschen. Und, ja die Unabhängigkeit der Journalisten und der Presse ist ein hohes zu schützendes gut, auch wenn es in den Kreisen "schwarze Schafe" gibt.

Weiter so.

23: M. Kutusow:

14. Dezember 2018 um 12:51 Uhr

Natürlich erwarten die Bürger unabhängige Medien! Aber die ARD ist es nicht! Wenn ein T. Burow oder J. Schönenborn in transatlantischen Vereinen tätig sind, weiß ich nicht, wo dort eine Unabhängigkeit herkommen soll! Das findet sich wieder in Berichten über die Ukraine oder Syrien! Wesentliche Details findet man bei der ARD erst gar nicht! Die findet man aber bei anderen Medien und bei der ARD erleben wir eine höchst einseitige Berichterstattung, die sich an den Positionen westlicher Regierungen orientiert, die ja nun zweifellos Partei ergriffen haben! Da wird immer wieder die Annexion der Krim bemüht, aber was haben US-Truppen in Syrien zu suchen? Ich habe bisher in der TS keinen einzigen Verweis gefunden, dass Russland im Vertrag von Minsk II nicht mal erwähnt wird, aber ständig für die Nichtumsetzung verantwortlich gemacht wird! Die Ukraine wird als Opfer dargestellt, während selbst auf der Website von Poroschenko ein Soldat mit Totenkopf-Emblem der Waffen-SS zu sehen ist!

24: Micha:

16. Dezember 2018 um 19:13 Uhr

@Medienkritiker
Die Journalisten/Medien in Deutschland machen
eine gute Arbeit. Recherchieren verantwortungsbewusst und sind unabhängig.

Gerade Apple, Facebook und You Tube stellen
eher eine Gefahr für die Demokratie dar.
Der naive Smartphone Nutzer lässt sich gerne melken und merkt es nicht einmal.

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