Es gibt keine normalen Landtagswahlen mehr. Vorbei die Zeiten, dass sich hier und da ein bisschen was in der Parteienlandschaft getan hat. Auch heute in Bayern wird das politische Puzzle wieder völlig neu zusammengesetzt.
Für die CSU ist es das schlechteste Ergebnis seit 1950, bei der SPD mit Sicherheit das schlechteste in einem westlichen Bundesland, vielleicht sogar überhaupt. Die Grünen brechen in Regionen vor, in denen sie gelegentlich in den Stadtstaaten oder in Baden-Württemberg mal auftauchten, die Freien Wähler saugen einen Teil des Protests und der Enttäuschung auf, und die AfD bleibt zum ersten Mal seit langem hinter ihren Erwartungen zurück, kann vermutlich ihr bayerisches Bundestagswahlergebnis nicht wiederholen.
Das Bild der Regierungen auf Länderebene wird nun noch bunter. Bisher gab es zwölf verschiedene Koalitionskonstellationen und eine Alleinregierung. Nun könnte es sein, dass ein dreizehntes Bündnis hinzukommt, falls sich CSU und Freie Wähler auf eine Mehrheit stützen können und auf ein Bündnis einigen.
Das Prägende dieses Wahlkampfs war der Dauerstreit. Den haben führende CSU-Politiker, vor allem Horst Seehofer, scheinbar fortwährend gesucht, vor allem um Fragen von Flüchtlingen und Asyl. Die Wählerwanderung zeigt wie sehr sie damit eigene Anhänger verunsichert und je nach Standpunkt zu verschiedenen Seiten vertrieben haben. Gefreut haben sich auf der einen Seite die Grünen, die sich mit ihrer klaren liberalen Haltung in der Flüchtlingspolitik von den anderen Parteien unterscheiden und deutlich mobilisieren konnten. Und wer den Eindruck hatte, dass die CSU in der Asyl- und Flüchtlingsfrage mehr blinkt als abbiegt, hat bei AfD und Freien Wählern eine Heimat gefunden.
3 Kommentare
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1: wladislaus:
14. Oktober 2018 um 18:40 Uhr
Das Bayernergebnis ist ein sehr gutes Ergebnis, weg von einer selbstherrlichen Alleinherrschaft hin zum Gespräch und zur Berücksichtigung weiterer demokratischer Ansichten. Und im Übrigen: Ewige Streitereien und Ränkespiele lohnen sich langfristig nicht. Müsste Herr Seehofer eigentlich bei Außenminister Westerwelle(2009-2013)gelernt haben.
2: cagera:
15. Oktober 2018 um 00:55 Uhr
So viel hat sich nicht geändert. Bayern bleibt im Bereich 60 + x konservativ. Nei ist nur, dass sich die Stimmen sowohl rechts als auch links auf mehrere Töpfe verteilen.
Der Dauerstreit in der CSU macht die familiären Freien Wähler zur politischen Macht, denen welchen es nicht rechts genug sein kann hilft die AfD – und das zum Glück nur mit 10%.
Die SPD, die seit Jahrzehnten koste es was es wolle mitregieren muss ist nicht mehr die Alternative zum bürgerlichen. Dies sind nun die Grünen, sie haben auch einen glaubwürdigen Generationenwechsel hingelegt. Der linke Rand ist in Bayern traditionell dünn. Und die FDP braucht eigentlich sowieso keiner mehr, die sund gkücklich ob der 5 %; Wählerstimmen, die ausnahmsweise nicht verschwendet werden.
3: Zwölfi:
15. Oktober 2018 um 13:34 Uhr
Söder und Seehofer kommentieren wenig selbstkritisch, obwohl beide für die Wahlschlappe der CSU die Verantwortung tragen. Seehofer durch seine ewigen Streitereien in Berlin hat mit Unterstüzung von Dobrindt erhebliche Mitschuld an dem gesamten Debakel und an der Verschwendung von Regierungszeit der großen Koalition, die dringend für andere Themen benötigt wurde. mü Nun sollte er zurücktreten. Das gleiche gilt für Söder. Er sollte den Platz freimachen für einen Wechsel. Eine Veränderung ist dringend erforderlich, das haben die Wähler gezeigt und nicht weiter so mit den freien Wählern. Ein Regierungsauftrag wurde erteilt – aber nicht Herrn Söder.
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