Als ZEIT online im vergangenen Jahr die Aktion „Deutschland spricht“ gestartet hat, waren wir alle ziemlich begeistert von der Idee, Menschen mit unterschiedlichen Meinungen zum Gespräch zu bitten. Umso mehr habe ich mich gefreut, als uns die ZEIT vor einigen Monaten fragte, ob wir in diesem Jahr Partner bei dem Projekt werden möchten. Danke dafür. Heute haben wir mit 10 anderen Medienhäusern den Startschuss für „Deutschland spricht 2018“ gegeben.
Schon am ersten Tag haben sich bereits mehrere tausend Menschen gemeldet, die ein Gespräch mit einem Andersdenkenden führen möchten. Lässt sich gut an. Die Einteilung, wie jemand tickt, wird mit wenigen Fragen ermittelt. Dabei sind die Raster anhand von Themen wie Flüchtlinge, Fleischkonsum und Frauenrechte ebenso grob wie aussagekräftig. Wir bieten auf tagesschau.de die Möglichkeit, sich dafür zu registrieren und werden dann demnächst in den Tagesthemen und auf unserer Website berichten, wie die Gespräche gelaufen sind – wenn uns das eine oder andere Paar zuschauen lässt. Uns geht es nicht darum, eine Art Schaukampf abzubilden. Was soll also bei der Aktion herauskommen?
Sollen am Ende alle Beteiligten einer Meinung sein? Nein. Soll nicht mehr gestritten werden? Nein. Müssen sich hinterher alle gerne haben? Nein. Es geht vor allem um die Frage, wie gestritten wird. Es geht um Respekt vor dem Andersdenkenden und um Inspiration durch den Widerpart. Beide Teilnehmer des Gesprächs müssen dabei sicher einiges aushalten. Denn wenn bei den beiden bei bestimmten Themen sofort reflexhaft die ideologischen Jalousien runtergehen, wird das mit dem Gespräch nix.
Die beteiligten Medienpartner leisten damit einen Beitrag zum gesellschaftlichen Diskurs. Damit wir uns richtig verstehen: Die Tagesschau fühlt sich nicht als Pannenhelfer der parlamentarischen Demokratie. Aber Diskussionsanreger wollen wir schon sein. Und wenn wir Menschen bei der Suche nach guten Lösungen und beim Ringen um den besten Weg für unser Land eine Hilfe sein könnten, das fände ich schon toll.
7 Kommentare
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1: Hellwig:
13. Juli 2018 um 18:43 Uhr
Grundsätzlich eine begrüßenswerte Idee, wenn sie denn anonym umgesetzt würde, etwa so, wie seinerzeit auf der Plattform "Diskutier Mit Mir" zur Bundestagswahl 2017.
Wer (gemäß der dazugehörigen Datenschutzerklärung) Vor- und Nachname, Geschlecht, Alter, Postleitzahl, E-Mailadresse und Handynummer angeben und dazu noch Fragen zu seinen politischen Ansichten angeben muss, offeriert -trotz versprochener Einhaltung der DSGVO- m. E. sehr leichtfertig seine Persönlichkeit auf dem "Silbertablett"; vorrangig an den Ausrichter "mycountrytalks" (Recherche führte zur "Zeit Online GmbH").
Warum also kein anonymer, unter Wahrung einer zuvor vereinbarten Netiquette, professionell-journalistisch moderierter Chat, wie im o. g. Beispiel erwähnt, der immerhin 20000 Diskussionen ermöglichte?
Ich bin gespannt, wieviele Menschen sich auf "Deutschland spricht" einlassen werden. Ich würde das Angebot gerne nutzen, werde es aber, aus o. g. Gründen, (daten)sicherheitshalber doch lieber unterlassen. Schade!
2: Adalbert Rabich, Dülmen:
15. Juli 2018 um 10:57 Uhr
Die Meinungen haben als Basis immer ein subjektives Wissen, manchmal auch parteiideologisch gefärbt. Sollen die herrschenden Konditionen, die zu einer Hebung de Diskussionskultur und vernünftigen Schlußfolgerungen führen können, erforscht werden? Willemsen zeigte uns in seinem Buch "Das Hohe Haus", was man vom Vorbild des Parlaments lernen kann: einfach nicht zuhören, den Sachinhalt des Vorgetragenen gar nicht erst objektiv zu erfassen suchen usw. Ich bin für die Aktion, wenn daraus der Gewinn hervorgeht, Unwahres in den Publikationen und Gesprächen zu erkennen.
3: Pfitch:
15. Juli 2018 um 14:13 Uhr
Eine Diskussion zu unterschiedlichen Auffassungen ist immer wünschenswert
Das hilft nicht nur bei der Erweiterung des eigenen Horizonts sondern auch Zusammenhänge zu erkennen!
Wünschenswert wäre es auch wenn politisch verantwortliche sich daran beteiligen!
Damit wird dann klar welche Auffassung Sie vertreten!
Allerdings fehlt mir daran der Glaube!
4: Andy:
18. Juli 2018 um 12:20 Uhr
Die Frage ist weniger, was die Menschen auf der Straße miteinander reden, sondern wie Akteure mit Macht zu ihnen reden.
Ein Beispiel, die Tagesschau spricht heute von einem "Geflüchteten", der unrechtmäßig abgeschoben wurde. Das bedeutet, die Tagesschau übernimmt offiziös den Jargon des linksaußen Lagers. Wenn jemand abgeschoben wird, ist er amtlich kein Flüchtling. Aber mit schrägen Neologismen wie "Geflüchtete" wird trotzdem ein Flüchtlingstatus suggeriert. So wird Politik gemacht.
Die Leute auf der Straße plappern das alles nur nach. Die Menschen in ihrer Vielfalt im Lande sind es doch nicht, die sich miteinander besser verständigen müssen. Das Problem ist die mangelnde Sensibilität von Multiplikatoren bzgl. ihrer eigenen ideologischen Zumutungen.
Ihr seid in einer Position der konzentrierten Macht und darum braucht Ihr Ideologiekritik in eigener Sache. Was die Menschen auf der Straße denken oder auch nicht, ist ihre Sache. Diese Aktion ist "patronizing", ganz von oben herab.
5: Anonymous:
19. Juli 2018 um 12:12 Uhr
"Andy" schreibt6 im Beitrag Nr.4:
"Wenn jemand abgeschoben wird, ist er amtlich kein
Flüchtling."
Wenn er (aufgrund einer Namensverwechslung) unrechtmäßig abgeschoben wurde, ist er amtlich ein Asylbewerber, dem Unrecht angetan wurde.
Und sofern ihm bereits Asyl bzw. subsidiärer Schutz zugesprochen wurde, ist sein Flüchtlingsstatus amtlich festgestellt.
6: Phonomatic:
21. Juli 2018 um 14:19 Uhr
Warum muss man Fragen zum Job und zur Freizeitgestaltung beantworten?
7: KoNess:
16. August 2018 um 22:35 Uhr
Es gibt Menschen die haben wirklich richtig Sorgen es gibt kranke Menschen die gar nichts können die können widersetzen reden selber essen laufen oder irgendetwas sie können lachen sie können weinen aber sie können sich nicht wirklich anders äußern worüber sprechen wir Menschen wir haben alles angelegt und schimpfen meckern und jammern über alles rum was möchte man genau
Ich brauche lediglich ein Auto mit dem ich einen Rollstuhl transportieren kann
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